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1.Teil der Oldtimer Markt Zipfelrallye 2009 der Autograttlerei Oberland e.V.

Mobil: BMW 525e (E28), Baujahr 1986, Motor: 6-Zyl. Otto, 2674 cm3, Leergewicht 1270 Kg)

Team: Andreas Mayer, Philip Mayer, Soenke Tetzlaff

Freitag, 27. März 2009:

 

Es ist früher Morgen. Ich sitze im kleinsten Raum meiner Wohnung und blättere in der aktuellen Ausgabe der OLDTIMER MARKT. Da ich gerne an Oldtimer-Veranstaltungen teilnehme und für meinen Verein, die „Autograttlerei Oberland e.V.“ die jährliche Schnitzeljagd organisiere, bin ich immer sehr daran interessiert, was Andere so anbieten. Als ich den Artikel über die „Zipfel-Rallye“ lese, steht plötzlich das imaginäre kleine Männchen neben mir und flüstert mir etwas ins Ohr: „GUMBALL!“

 

Nicht, dass ich Befürworter von illegalen Straßenrennen wäre, aber diese Urmutter aller Cross-Country-Rennfilme („Die verrückteste Autorallye der Welt, USA 1978) hat meine Kindheit und über Jahre hinweg auch mein Spiel mit meinen Matchbox-Autos entscheidend geprägt. Natürlich ist mir vollkommen klar, dass die Jungs von der OLDTIMER MARKT das so nicht gemeint haben. Aber ebenso klar sehe ich in der „Zipfel-Rallye“ eine ultimative Herausforderung: ich schätze die zu bewältigende Fahrstrecke auf ungefähr 3000 Kilometer, das müsste in 36 Stunden zu schaffen sein.

 

Am Nachmittag erzähle ich Philip von meiner Idee. Philip ist mein jüngerer Bruder, wie ich Vorstandsmitglied unseres Vereins und mit unseren Spielzeugautos haben wir zusammen viel Zeit verbracht. Hinter vorgehaltener Hand flüstert er mir etwas zu: „GUMBALL!“

 

Also stellen wir kurz aber lautstark fest, wie bescheuert es eigentlich ist, einmal komplett um Deutschland herumzufahren, ohne irgendetwas anzuschauen oder irgendwelche alten Freunde zu besuchen, die man jahrelang nicht gesehen hat. Dann beginnen wir mit der konkreten Planung: wir starten am 1. April pünktlich um 0 Uhr und sind am 2. April nachmittags wieder daheim. Angehalten wird nur zum Tanken, zum Pinkeln und zum Fotografieren. Und noch bevor alle Patenschaften an Partnerclubs der OLDTIMER MARKT verteilt sind, haben wir unser Roadbook bei der Redaktion eingereicht.

 

Zunächst bleibt zu klären, womit wir überhaupt fahren. Kritisch beäugen wir unseren Fuhrpark: der besteht größtenteils aus BMW-Youngtimern und spaltet sich in zwei Problemgruppen auf: die kleinere Gruppe der Autos hat das für die Teilnahme erforderliche Mindestalter von 20 Jahren noch nicht erreicht, die Mehrzahl der Fahrzeuge fährt im Moment jedoch entweder gar nicht oder zumindest nicht so, dass man damit ohne erhebliche Bedenken auf solch eine Gewalttour gehen könnte. Ich bin zwar Profi in der Oldtimer-Branche, aber man hat einfach keine Zeit, die eigenen Autos zu richten, bekanntermaßen hat ja auch der Schuster die schlechtesten Schuhe. Die einzig vernünftige Wahl ist Philips BMW 525e, Baureihe E 28, Baujahr 1986, 240 000 Kilometer auf der Uhr, nicht besonders schön aber technisch so weit in Ordnung, fährt gut, hat TÜV und ist ab 1. April mit Saisonkennzeichen wieder zugelassen.

Philip ist der vernünftigere von uns beiden: während er noch Bedenken wie „was kostet uns der Blödsinn?“ und „wie bring ich’s meiner Freundin bei?“ analysiert, mache ich mir mehr Gedanken über die konkrete Durchführung. Zwar haben wir berufsbedingt schon häufiger Touren ähnlichen Ausmaßes bewältigen müssen, aber 36 Stunden Autofahrt zu zweit wird wohl doch eine Spur zu hart. Schließlich einigen wir uns: wenn aus dem Kreis der Freunde und Vereinskollegen noch jemand mitkommt, ziehen wir’s durch!

 

Am Abend treffen wir in unserer Stammkneipe auf Sönke. Auch Sönke ist ein Autograttler, wie er im Buche steht, wie wir beide selbständig und zeitlich ausreichend flexibel, um kurzfristig zwei Tage wegzufahren. Das wichtigste aber ist, dass Sönke genug spontanen Wahnsinn für solcherlei Aktionen besitzt. Wie erwartet gefällt ihm unsere Idee und er sagt zu. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr!

 

Samstag, 28. März 2009:

 

Mit meiner roten Nummer holen wir den BMW aus dem Winterlager. War ja ohnehin geplant, den Katalysator, den wir schon im letzten Sommer eingebaut haben, vor Saisonbeginn endlich zum laufen zu kriegen. Am Luftmengenmesser, der im Moment eingebaut ist, und mit dem der Motor subjektiv gesehen prima läuft, ist eine Einstellschraube rundgedreht. Daher haben wir im letzten Jahr die nötigen Abgaswerte für die Kat-Eintragung nicht geschafft. Leider führt das Gebrauchtteil, das Philip besorgt hat, auch nicht zum gewünschten Erfolg. Jetzt läuft der Motor nur auf fünf Zylindern. Dann fahren wir halt weiter Ohne Kat!

 

Nachdem der restliche Samstag, Sonntag und Montag der Erfüllung des Plansolls dienten, können wir nun mit einigermaßen ruhigem Gewissen zwei Tage wegfahren. Der Dienstag soll der Rallyevorbereitung dienen.

 

Zuerst wird das Auto gecheckt: Reifendruck, auch im Reserverad, Motor- und Hydrauliköl der Servolenkung, Kühlwasser und Bremsflüssigkeit werden geprüft und gegebenenfalls auf den richtigen Stand gebracht. Nur die Scheibenwaschanlage macht plötzlich Ärger: wieso kommt da auf einmal kein Wasser mehr? Die Pumpe arbeitet, scheidet als Fehlerquelle also aus. Es folgt die Demontage der gesamten Anlage, gefolgt von einer ausführlichen Reinigung aller Bauteile mit Wasser, Reinigungsmitteln und viel Druckluft. Wo nur auf einmal diese rasierschaumartige Masse im kompletten System herkommt? Letzten Herbst hat das doch noch funktioniert.

 

Als die Spritzanlage schließlich wieder Ihren Dienst verrichtet sind drei Stunden vergangen. Nun überlegen wir, was sonst noch alles mitmuss. Schnell entscheiden wir, dass wir auf dem Anhänger ein komplettes Fahrzeug mitnehmen müssten, um alles dabeizuhaben, was eventuell kaputtgehen könnte. So verzichten wir auf jede Art von Ersatzteilen und nehmen nur das nötigste mit: Wasser, Motor- und ATF-Öl, Bremsflüssigkeit, einen Wagenheber, ein bisschen Werkzeug, Starthilfekabel und ein Abschleppseil. Bei größeren Defekten würde man ohnehin eine Werkstatt aufsuchen müssen, und wir bleiben ja größtenteils in Deutschland.

 

Daheim widme ich mich der Wegvorbereitung: aus dem Internet hole ich mir alle Daten der Zielpunkte, die wir anfahren und dokumentieren müssen, bei Google-Map plane und berechne ich die Fahrtroute. Plötzlich die unangenehme Überraschung: mit meinen kalkulierten 3000 Kilometern in 36 Stunden liege ich kräftig daneben, der Routenplaner kommt auf eine Fahrtstrecke von 3940 Kilometern, zu bewältigen in 43 Stunden reiner Fahrzeit. Ich drucke die Routenplanung von Google aus, zusätzlich packen wir aber Philips Navigationssystem, besprochen von Bully Herbig, und einen Autoatlas ein. Man kann ja nie wissen.

 

Gegen 23.30 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Boogie-Bar, unserer Stammkneipe in Hohenpeißenberg, wo wir uns mit Sönke treffen. Der hat diverse belegte Semmeln, Getränke und Naschwaren bereitgestellt, damit wir unterwegs versorgt sind. Wir beladen das Auto und tauschen die roten gegen die offiziellen Saisonkennzeichen, welche ab Mitternacht wieder gelten und warten darauf, endlich losfahren zu können…

 

1. April 2009 – Start der „Zipfel-Rallye“

Es ist 0 Uhr, wir sind startbereit. Aber irgendetwas muss erfahrungsgemäß ja

dazwischenkommen. Tut es auch, die Digitalkamera, die daheim noch einwandfrei

funktioniert hat, versagt plötzlich ihren Dienst, die Akkus sind auf einmal leer. Bis

Sönke neue Batterien organisiert hat, ist es zehn nach zwölf. Wir schießen kurz ein

Startfoto, dann kann es losgehen.

 

 

 

 

 

 

Das Team: Andreas (l), Philip, Sönke und der BMW 525e

Zipfel 10: Berchtesgaden

Da unser Startpunkt Hohenpeißenberg ziemlich genau auf der Strecke zwischen Zipfel 9 und Zipfel 10 liegt und wir in Anbetracht unseres eng gesteckten Zeitplans keine unnötigen Kilometer fahren wollen, führt uns unsere erste Etappe nach Berchtesgaden. Philip fährt, wir hören die Red Hot Chili Peppers, und gegen halb drei erreichen wir unser erstes Ziel.

Natürlich ist es mitten in der Nacht stockdunkel, was das Fotografieren nicht unbedingt erleichtert, an der Roßfeldstraße stoßen wir aber noch auf ein ganz anderes Problem: es ist Anfang April und da der Frühling hier in Südbayern noch nicht wirklich eingezogen ist, liegt hier noch jede Menge Schnee. An der Mautstelle auf 1180m über Null ist es am Straßenrand trotz des Tauwetters der letzten Tage noch mehr als ein Meter, die Straße ist voll von Tauwasser und die Außentemperatur geht auf den Gefrierpunkt zu. Da unser Auto mit Sommerreifen ausgerüstet ist, ist hier Schluß für uns. Solch ein Risiko ist der ganze Spaß nicht Wert. Wir schießen ein Beweisfoto und kehren um.

 

 

 

 

Nach Straßenverkehrsordnung müssen Fahrzeuge ihre Reifenwahl den äußeren

Bedingungen anpassen. Also dürfen wir die Roßfeldstraße heute mit Sommerreifen

nicht befahren. Für diese Fahrzeuge hat die Redaktion einen alternativen Wegpunkt

vorgesehen: wir machen uns auf zum Obersalzberg. Hier liegt zwar auch Schnee, aber

der Berg ist wenigstens nicht so hoch, dass mit Glatteis zu rechnen ist. Unterwegs

fragen wir uns, ob man diese kurvige und Ã¼beraus schmale Steigung tatsächlich mit

einem historischen LKW erklimmen kann, wir erreichen das Ziel aber unbeschadet

und können unser Beweisfoto in den Kasten bringen.

 

 

 

 

2.47 Uhr, Kilometer 206, an der Mautstelle der

Roßfeldstraße auf 1180m ü. NN.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3.05 Uhr, Kilometer 215, auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden

 

 

 

 

3.24 Uhr, Kilometer 226, die ARAL-Tankstelle Königsee in Schönau ist geschlossen

 

Da die ARAL-Tankstelle in Schönau um halb vier Uhr nachts geschlossen hat und es auch keinen Automaten gibt, müssen wir unverrichteter Dinge wieder abziehen. Auf dem Rückweg zur Autobahn kommen wir allerdings in Bad Reichenhall an einer Tankstelle mit Nachtschalter vorbei. Hier tanken wir wieder voll und bekommen den benötigten Beleg.

 

Start/Ziel: Schleizer Dreieck

 

Während Philip den BMW über leere Autobahnen durch die Nacht fliegen lässt, machen Sönke und ich

ein wenig die Augen zu. Als ich wieder erwache, wird es gerade hell und wir haben soeben die ehemalige

Grenze passiert. Um kurz nach sieben Uhr verlassen wir die Autobahn und erreichen die Schleizer Renn-

strecke. Der Himmel ist strahlend blau und es scheint, als könne es endlich einmal wieder ein schöner

Tag werden. Das sind optimale Bedingungen für unser Beweisfoto an der ehemaligen Start-Ziel-Geraden.

 

Philip hat sich nach der durchgefahrenen Nacht eine Pause verdient, darum setze ich mich jetzt ans

Steuer. Über kleine Nebenstraßen geht es von Oberböhmsdorf in Richtung Plauen. An den Straßen und

in den Dörfern, die wir passieren, hat sich in den letzten Jahren viel getan. Die Fahrbahnbeläge sind

durchweg neu, kein Vergleich zu den Schlaglochpisten, wie man sie von früher kennt. Und auch in den

Ortschaften sieht man inzwischen nicht mehr auf den ersten Blick, dass man sich in der ehemaligen

DDR befindet.

 

Die Landschaft hier gefällt uns gut, durchaus eine Gegend, in der man mal etwas mehr Zeit verbringen

könnte, um ein Rennen in Schleiz anzuschauen, Plauen und andere Sehenswürdigkeiten zu besichtigen

oder das Land über fahrerisch reizvolle Nebensträßchen zu erkunden.

 

Wir tanken den BMW wieder voll. Bisher liegt der Durchschnittsverbrauch bei 10 Litern Normalbenzin                           7.13 Uhr, Kilometer 708, vor dem

auf 100 Kilometer, ein Wert, mit dem man in Anbetracht der recht zügigen Fahrweise in der Nacht                                         Gebäude der Rennleitung am

durchaus leben kann. Der Ölverbrauch auf den ersten 750 Kilometern geht sogar gegen Null, so dass                                                         Schleizer Dreieck

wir frohen Mutes weiterfahren.

 

ipfel 1: Oybin

 

Bei sonnigem Wetter fahre ich über die A72 und die A4 unserem nächsten Ziel entge-

gen. Die Autobahnen sind angenehm leer, so dass man problemlos mit Tempo 160

dahinrollen kann. In Bautzen ist damit allerdings erst einmal Schluss, ab hier geht es

noch gut 50 Kilometer über eine stark befahrene Bundesstraße bis Zittau und weiter

nach Oybin. Wir müssen diverse Ortschaften durchqueren und dazwischen polnischen

Lastwagen mit Tempo 60 hinterherfahren. Als wir endlich Zittau erreichen, bin ich

etwas genervt, weil sich diese Strecke unglaublich in die Länge gezogen hat.

 

Von Zittau sind es noch knapp zehn Kilometer bis Oybin, unserem dritten Zielpunkt.

Wenn man wie wir vom Alpenrand kommt, muss man das, was hier „Zittauer Berge“

genannt wird, eher lächerlich finden, der Oybiner Bahnhof ist aber sehr malerisch am

Fuß einer Felswand gelegen. Nachvollziehbar, dass es Menschen gibt, die hier Urlaub

machen.

 

Wir vetreten uns etwas die Beine, trinken einen Kaffee, schauen kurz den Bahnhof               8.04 Uhr, Kilometer 743, ARAL-Tankstelle Matthias Gotte in an und machen bei Sonnenschein ein wirklich schönes Beweisfoto.                                                                                                                                   Oelsnitz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

10.50 Uhr, Kilometer 1017, am Bahnhof in Oybin                                                                        11.20 Uhr, Kilometer 1025, ARAL-Tankstelle Karsten Mathys

in Zittau

                                  

Nun geht es zurück nach Zittau, wo wir unseren nächsten Tankbeleg holen müssen. Zittau ist eine wirklich schöne Stadt mit vielen Jugendstil-Elementen, die im Laufe der letzten Jahre auch wunderschön renoviert wurde. Wir bedauern schon wieder, dass wir keine Zeit haben, uns die Stadt genauer anzuschauen, beschließen aber, ein andermal wiederzukommen.

 

Zipfel 2: Prora auf Rügen

 

Diese Etappe ist mit fast 600 Kilometern die längste der ganzen „Zipfel-Rallye“.

Wieder geht es unendlich langsam über die Bundesstraße zurück nach Bautzen. In

Hochkirch kurz vor Bautzen geraten wir in eine Polizeikontrolle. Erst werden wir um

unsere Ausweise gebeten, dann sind die Beamten etwas verwundert, dass unser Auto

erst seit zwölf Stunden angemeldet ist, wir aber schon 1000 Kilometer von daheim

entfernt sind. Wir klären auf, dass wir an einer Oldtimer-Rallye teilnehmen und nicht

in Polen waren. Dennoch möchten die Polizisten, die offensichtlich nach Schmuggel-

ware suchen, unseren Kofferraum inspizieren. Natürlich finden sie nichts Anstößiges,

lediglich die Tasche voller Musikkassetten erregt ihre Aufmerksamkeit. Die Tatsache,

dass in modernen Zeiten von mp3-Playern noch jemand Musik über dieses veraltete

System hört, passt wohl nicht so ganz ins Weltbild der Ordnungshüter.

Nach 20 Minuten wünschen sie uns trotzdem eine gute Fahrt und wir sehen zu, dass

wir weiterkommen.                                                                                                                             

16.50 Uhr, Kilometer 1614, ARAL-Tankstelle Frank Abrahamin

Bergen

Gegen 14 Uhr übergebe ich kurz vor Berlin das Steuer an Sönke und lege mich auf die        

Rückbank. Bisher fährt unser BMW ohne Beanstandungen, die vorderen Sitze lassen aber doch sehr zu wünschen übrig. Besonders der Fahrersitz ist so durchgesessen, dass mir nach sieben Stunden am Steuer der Rücken und noch mehr die Verlängerung nach unten schmerzt. Die nahezu jungfräuliche Rückbank ist dagegen wirklich eine Wohltat.

 

Der Weg nach Rügen zieht sich wie Kaugummi, neben scheinbar endlosen Tempo-

limits auf 80 oder 100 Stundenkilometer führt die Autobahn nördlich von Berlin auch

ewig durch noch recht kahle Mischwälder, die etwas Aussicht vermissen lassen. Leider

wird im Laufe des Nachmittags auch das Wetter immer schlechter, als wir am frühen

Abend Rügen erreichen herrschen Nebel und leichter Nieselregen.

 

Da das Auto nach 600 Kilometern fast leer ist, fahren wir auf Rügen zuerst die Tank-

stelle an und holen uns den geforderten Beleg.

 

Weiter geht’s nach Prora, wir wollen vor Einbruch der Dunkelheit das Meer sehen.

Dort angekommen sind wir im ersten Moment schockiert. Was die Nazis hier geplant

und nicht fertiggebaut haben und später das DDR-Regime genutzt hat, ist die

hässlichste und klotzigste Küstenbebauung, die wir je gesehen haben. Wir machen

unser Pflichtfoto, stellen das Auto ab und gehen ein paar Schritte an den Strand. Es

regnet leicht, die Sicht auf’s Meer ist gleich Null und das Ambiente der verfallenden    

Totenstadt hinter uns stimmt uns depressiv. Sönke und ich trinken am Strand ein                                            17.14 Uhr, Kilometer 1629, Prora auf Rügen

mitgebrachtes bayerisches Bier, Philip sammelt ein paar Muscheln für seine Freundin und dann sehen wir zu, dass wir von diesem gruseligen Ort wieder wegkommen. Jetzt fährt Philip wieder. In einer geschlossenen Kolonne rollen wir mit 70 Stundenkilometern zurück in Richtung Festland, als es plötzlich blitzt. Komisch, vor und hinter uns sind alle genauso schnell gefahren wie wir, aber nur uns hat es erwischt. Philip ist stinksauer über diese Wegelagerei.

 

Zipfel 3: Fehmarnsundbrücke

 

Wieder auf der Autobahn ist Philip restlos begeistert: der Fahrbahnbelag ist nagelneu

und auf der Straße ist nichts los. Auf den nächsten 180 Kilometern Richtung Lübeck

muss er nur zweimal kurz vom Gas, dementsprechend brauchen wir für diese Strecke

nur etwas mehr als eine Stunde. Kurz vor Lübeck schickt uns das Navi von der Auto-

bahn weg rechts an Lübeck vorbei.  Im Hafen kommen wir an eine mautpflichtige

Brücke. Der Kassierer kennt unser Kennzeichen und schwärmt uns vor, wie schön er

unsere oberbayerische Heimat findet.

 

Als wir Fehmarn erreichen, ist es bereits stockdunkel. Nach der Großenbroderfähre

und dem Yachthafen müssen wir erst einmal suchen, den kennt nicht einmal unser

Navigationssystem. Schließlich finden wir den Yachthafen, allerdings kommen in

uns Fragen auf: was soll denn dieser Wegpunkt? Ein winziger Yachthafen liegt am

Ende einer gesperrten Privatstraße, ansonsten sagen sich hier Fuchs und Hase

„Gute Nacht“. Haben die OLDTIMER-MARKT-Leute nicht geschrieben, an jedem

Zipfel gäbe es etwas Sehenswertes und etwas Interessantes für Kinder?

Die Fehmarnsundbrücke lässt sich im Dunkeln nur schemenhaft erkennen, außerdem             20.50 Uhr, Kilometer 1958, Ortsschild Großenbroderfähre

dürfen wir mit dem Auto gar nicht bis ans Wasser fahren. Völlig unmöglich, hier das gewünschte Foto zu machen, also fotografieren wir unser Auto unter dem Ortsschild Großenbroderfähre. Das muss als Beweis ausreichen, zusammen mit dem Tankbeleg. 

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